Der Kahnbeinbruch (=Scaphoidfraktur)
Ein Sturz auf die überstreckte Hand kann neben einen Speichenbruch auch zu einer Fraktur des Kahnbeines am Handgelenk führen. Das Problem solcher Kahnbeinbrüche ist, dass man sie unmittelbar nach dem Unfall im angefertigten Röntgenbild oft nicht erkennt und auch die durch den Bruch entstandenen Beschwerden zunächst oft tolerabel sind, so dass man einen Arzt nicht aufsucht.
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Pseudarthrosenspalt im Kahnbein | Spalt mit Knochenmark aufgefüllt |
Bis vor kurzem wurden diese Scaphoidfrakturen fast ausschließlich mit einem Gips über 12 Wochen ruhig gestellt, der neben dem Handgelenk oft auch das Ellenbogengelenk still legte. Hinzu kommt, dass viele dieser Frakturen trotz der langen Gipsruhigstellung mit dem so genannten „Kahnbeingips“ nicht ausheilten und es entwickelte sich eine Pseudarthrose (= falsche Gelenkbildung). Diese musste dann operativ versorgt werden und danach war wieder eine sehr lange Gipsruhigstellung notwendig.
In unserer heutigen Zeit hat sich aber auf Grund der Entwicklung neuer Implantate (Spezialschrauben, die nach dem Entwickler Herbert-Schrauben benannt werden) die Behandlung grundlegend geändert. Die meisten dieser Frakturen des Kahnbeins sind instabil und werden somit einer sofortigen operativen Therapie und der Verschraubung zugeführt. Mit der Spezialschraube mit zwei verschiedenen Gewinden erreicht man eine zuverlässige Stabilität des Bruchs, die fast immer zur sicheren Ausheilung führt. Eine Gipsruhigstellung ist nach dieser Operation meist gar nicht oder nur noch sehr kurzfristig notwendig. Somit erreicht man schneller wieder einen ausreichenden Bewegungsumfang am verletzten Handgelenk, s.d. auch eine frühzeitige Wiedereingliederung im Arbeitsprozess möglich ist.
Diese Operation ist jederzeit ambulant durchführbar, da bei entsprechender Spezialisierung des Operateurs nur ein kleiner Zugang notwendig ist. Dies gilt auch für alte Brüche, die die Entnahme von Knochenmark am Becken notwendig machen. Wir empfehlen dann aber eine Nacht in unserer Praxisklinik zu übernachten.
Wir führen im Jahr durchschnittlich 20 solcher Operationen durch.
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Scaphoidfraktur auf dem Röntgenbild | Röntgenbild des Kahnbeins nach Verschraubung |
Zum Abschluss noch einige Bemerkungen zur Diagnostik einer Scaphoidfraktur. Neben der Röntgenaufnahme des Handgelenkes in 2 Ebenen wurde zusätzlich das Kahnbeinquartett (4 Aufnahmen des Kahnbeines in 4 Aufnahmeebenen) veranlasst. Letztere wird heute durch eine Spezialaufnahme ersetzt. Bei nicht sicherem Ausschluss einer solchen Fraktur erfolgt heute die Computertomographie der Handwurzel, die gleichzeitig eine sichere Klassifizierung der Fraktur zulässt. Eine MRT (= Magnetresonanztomographie) ist zur Diagnosesicherung nicht erforderlich. Auch eine arthroskopische Untersuchung des Handgelenkes ist nur in Ausnahmefällen erforderlich.
Zu diesem Thema wurde im Chirurgenmagazin ein Artikel veröffentlicht. Dieser ist hier als PDF Datei abrufbar: